Was den Freiherrn von Knigge sicher verblüfft hätte
Wir sind nicht sicher, ob der Freiherr jemals über den Umgang mit Tabakwaren geschrieben hat. Sein Name wird jedenfalls bemüht für den „Zigarrenknigge“, der den Freunden der dickeren Luft nahelegt, eine Zigarre niemals auszudrücken, sondern nach dem Rauchen in den Aschenbecher zu legen und von selbst erlöschen zu lassen. So pflegte es auch der Hauseigentümer aus dem hier beschriebenen Schadenfall zu handhaben. Vom Abendessen im Restaurant zurückgekehrt, rauchte er im Wohnzimmer auf dem Sofa ein Zigarillo. Als Kenner legte er den glimmenden Rest schließlich auf den Aschenbecher – und schlief ein.
Glücklicherweise wachte er noch rechtzeitig auf, um festzustellen, dass es unter ihm brannte. Sein Zigarillo war vom Aschenbecher gerollt und hatte Papier entzündet, das sich auf dem Fußboden vor und unter dem Sofa angesammelt hatte. Vergeblich bemühte sich der Mann, den Brand selbst zu löschen. Als eine Nachbarin, die das Feuer von draußen bemerkt hatte, an der Tür klingelte und er ihr öffnete, fachte die frische Luft die Flammen zusätzlich an. Das Wohnzimmer brannte nebst Möbeln aus.
Bei der Untersuchung der Brandstelle sah sich der mit der Ursachenermittlung beauftragte IFS-Gutachter im Haus um: Dass der Besitzer den Genuss von Zigarillos schätzte, war nicht zu übersehen. Während er die Regel aus dem sogenannten Zigarrenknigge konsequent beherzigt hatte, muss er den Text des Freiherrn über den Umgang mit sich selbst wohl überblättert haben: Im Schlafzimmer war der Fußboden neben dem Bett mit Altpapier bedeckt. Auf dem Nachttisch verbarg sich unter Erdnuss-Schalen, reichlich Asche und Zigarillostumpen ein Aschenbecher. Mehrere Stumpen waren von dem Häufchen Unrat herunter ins Altpapier gerollt, aber glücklicherweise von selbst erloschen, ohne einen Brand zu verursachen. Der hier betroffene Raucher hat die Unachtsamkeit im Umgang mit glühenden Tabakwaren sicher auf die Spitze getrieben. Durch Zigarettenkippen ausgelöste Brände untersucht das IFS allerdings häufig. Diese Brandgefahr wird von vielen leider nicht als solche wahrgenommen.