Spannungsrisskorrosion wegen zu geringer Wandstärke
Leitungswasserschaden in einem Mehrfamilienhaus: Durch ein undichtes Absperrventil unter einer Küchenspüle im zweiten Stockwerk werden die betroffene und die darunter liegende Wohnung durchfeuchtet. Eine Untersuchung des Kombi-Eckventils im IFS-Labor belegt, dass ein Produktmangel den Schaden verursacht hat: Das Bild links zeigt das zerlegte Ventil. Der Bruchbereich befindet sich an einer darin verbauten Stopfbuchse aus Messing. Sie brach etwa ein Jahr nach der Installation des Ventils rundum ab. Das Gegenstück befindet sich noch im Haubengriff, der ganz rechts im Bild zu sehen ist.
Beim Blick auf den Bruchbereich der Stopfbuchse in Bild 3 ist die ungleichmäßige Wandstärke zu erkennen. An der markierten Stelle beträgt sie lediglich 0,75 mm was für ein solches Bauteil viel zu gering ist. Die Untersuchung der Bruchfläche mit dem Elektronenmikroskop ergab, dass Spannungsrisskorrosion zur Rissbildung und schließlich zum Bruch geführt hatte. Wegen der extremen Dünnwandigkeit traten erhöhte Zugspannungen im Material der Stopfbuchse auf. Messing ist generell anfällig für Spannungsrisskorrosion. Die Stopfbuchse im Ventil hatte außerdem betriebsbedingt Kontakt zum Trinkwasser, und dessen Inhaltsstoffe eignen sich häufig als korrosionsauslösendes Medium.
Sind drei Bedingungen erfüllt – ein für Spannungsrisskorrosion anfälliges Material, ein Korrosionsmedium und Zugspannungen – so kommt es zur Spannungsrisskorrosion. Es entstehen Risse, die sich im Laufe der Zeit zu einem Bruch ausweiten. Das betroffene Ventil trug keinerlei Kennzeichnung. Weder ein Gütesiegel noch ein Hinweis auf den Hersteller waren zu sehen. Ein Fachbetrieb sollte ein solches Produkt nicht installieren, weil dessen Eignung für den Einsatz in Trinkwasser nicht nachgewiesen ist.