Disbalance im LiPo-Akku

Die Lithium-Ionen-Akkus der meisten Geräte müssen zum Laden einfach an ein vom Hersteller vorgesehenes Ladegerät angeschlossen werden. Das Batteriemanagementsystem (BMS), das im Akku, im Ladegerät oder in beiden Komponenten installiert ist, regelt das gleichmäßige Laden der einzelnen Akkuzellen. Doch das ist nicht bei allen Akkus so.

Für einzelne Lithium-Polymer-Akkus gibt es in der Regel keine so komfortable Lösung. Diese Bauform des Lithium-Ionen-Akkus wird vor allem im Modellbau eingesetzt, weil sich die äußere Form – anders als zum Beispiel bei den zylindrischen 18650er-Zellen – frei gestalten lässt.

Beispielaufnahme eines LiPo-Akkus: Neben der roten Anschlussleitung muss auch der Balancer (weißer Stecker) mit dem Ladegerät verbunden werden.
Beispielaufnahme eines LiPo-Akkus: Neben der roten Anschlussleitung muss auch der Balancer (weißer Stecker) mit dem Ladegerät verbunden werden.

LiPo-Akkus mit mehr als einer Zelle haben einen sogenannten Balanceranschluss, der mit dem Ladegerät verbunden werden muss. Außerdem muss bei den Universal-Ladegeräten, die zum Laden dieser Akkus eingesetzt werden, das richtige Ladeprogamm eingestellt werden. Modellbauer sollten sich darum ein bisschen mit der Elektrotechnik ihres Hobbys auskennen.

Allerdings werden solche LiPo-Akkus hin und wieder auch an anderer Stelle eingesetzt, wie diese Brandursachenermittlung in der Werkstatt eines Bauunternehmens zeigt:

Die drei vorgefundenen Ladegeräte (1), der Werkzeugakku mit den gut erhaltenen 18650er Zellen (2) und die Reste des Lipo-Akkus (3)
Die drei vorgefundenen Ladegeräte (1), der Werkzeugakku mit den gut erhaltenen 18650er Zellen (2) und die Reste des Lipo-Akkus (3)

Die direkten Brandschäden blieben auf die Oberseite eines Metallschrankes und zwei darüber angebrachte Regalbretter aus Holz begrenzt. Im Brandbereich fand der Gutachter mehrere Ladegeräte und Akkus.

Ein Werkzeugakku samt Ladegerät war gut erhalten und hatte offensichtlich nichts mit der Schadenentstehung zu tun. Die Zellen eines weiteren Werkzeugakkus waren hingegen thermisch durchgegangen und quer durch die Werkstatt geflogen. Der Gutachter fand sie vor der gegenüberliegenden Wand verteilt. Doch auch dieser Akku hatte den Brand nicht verursacht, sondern war in der Brandfolge beschädigt worden.

Die Überreste der Zellen des zweiten durchgegangenen Akkus
Die Überreste der Zellen des zweiten durchgegangenen Akkus

Der Schuldige war der dritte Lithium-Ionen-Akku, bei dem es sich um einen LiPo-Akku handelte. In der Werkstatt wurde er in einem Gabelstapler eingesetzt, um eine Magnetventilumstellung mit Strom zu versorgen. Zum Brandzeitpunkt wurde der Akku geladen.

Beim Anschließen an das Ladegerät wurde vergessen, den Balancer mit dem Ladegerät zu verbinden. Wenn das passiert, kommt es im Akku zur Überladung einzelner Zellen und in der Folge zum Brandausbruch. (is)