Countdown zum Brandausbruch

Kurz nach Mittag in der Werkshalle eines Industriebetriebes: Ein Mitarbeiter hört ein Knistern, das ihn an Silvesterfeuerwerk erinnert. Auf der Suche nach der Quelle schaut er nach oben und sieht Flammen unter Decke im Bereich der PV-Anlage.

Das Feuer, bei dem ein hoher Sachschaden entstand, hatte sich mehrfach angekündigt und hätte verhindert werden können, wenn man die deutlichen Hinweise, die von der Anlage selbst kamen, ernst genommen hätte.

Etwa einen Monat vor dem Schadentag erhielt der Geschäftsführer des Betriebes eine E-Mail, die automatisch von der Anlagensteuerung verschickt wurde: Das Monitoringsystem der PV-Anlage hatte einen Isolationsfehler an einem Strang der Solarmodule registriert, der an einem der drei Wechselrichter festgestellt wurde.

Das Hallendach wurde zum Teil zerstört.
Das Hallendach wurde zum Teil zerstört.

Daraufhin wurde die Fachfirma, die die Anlage knapp fünf Jahre zuvor installiert hatte, beauftragt, der Meldung auf den Grund zu gehen. Eine gute Woche verging, bis ein Mitarbeiter die Anlage durchmaß und nichts Ungewöhnliches fand. Die Solarmodule auf dem Dach schaute niemand an.

Nach einer weiteren Woche sendete die Anlage erneut eine Fehlermeldung. Wieder wies sie auf den am Wechselrichter registrierten Isolationsfehler hin. Mit der zweiten Meldung konfrontiert, entgegnete ein Mitarbeiter des Installationsunternehmens, man habe bereits vergeblich nach dem Fehler gesucht und könne nichts weiter tun.

Der Kreis markiert die Brandausbruchstelle, die gelben Linien zeichnen den Verlauf der Leitungen nach.
Der Kreis markiert die Brandausbruchstelle, die gelben Linien zeichnen den Verlauf der Leitungen nach.

In der Folgezeit verschickte die Anlage weitere Fehlermeldungen. Auch die anderen beiden Wechselrichter meldeten nun Isolationsfehler an den Strängen der Solarmodule. Sieben Minuten nach der jüngsten Fehlermeldung folgte eine Brandmeldung.

Nach der Brandentdeckung hatten die Mitarbeiter schnell reagiert. Sie alarmierten die Feuerwehr, bargen einige Maschinen und Gasflaschen aus der Halle und nahmen sogar noch Fotos vom Brandbereich auf. Die Bilder aus der Entstehungsphase des Feuers zeigen den Ausgangspunkt, an dem der ermittelnde IFS-Gutachter später interessante Spuren fand.

Die PV-Anlage war sehr individuell installiert worden. Die Leitungen lagen direkt auf der brennbaren Dachhaut, und zu lange Leitungsabschnitte wurden mit Kabelbindern zu Knäulen zusammengezurrt. An den Anschlusssteckern konnte sich Regenwasser anstauen und Schmutz ansammeln. Auch unter den Solarmodulen hatte sich Wasser angesammelt, ebenso wie in den Anschlussdosen. Dort standen die unter Spannung stehenden Kontakte unter Wasser. Dass unter diesen Bedingungen Isolationsfehler auftreten würden, war offensichtlich.

Unter den PV-Modulen hat sich Wasser angesammelt (Pfeile), und in der geöffneten Anschlussdose stehen die Kontakte unter Wasser.
Unter den PV-Modulen hat sich Wasser angesammelt (Pfeile), und in der geöffneten Anschlussdose stehen die Kontakte unter Wasser.

Ursache des Feuers war zweifellos die mangelhaft ausgeführte Installation. Es gab vor dem Brandausbruch mehrfach zu Chance einzugreifen und die Fehler zu korrigieren. Fehlermeldungen haben einen Auslöser, und dem sollte man immer auf den Grund gehen. (is)